Ein Beitrag zu den Natur- und geisteswissenschaftlichen Grundlagen kognitiver Systeme

Abstract:

Für die Beschreibung technischer kognitiver Systeme wird naturgemäß auch auf biologisches oder psychologisches Begriffsinventar zurückgegriffen. Eine allgemein akzeptierte Definition für Kognition oder kognitive Systeme findet man in den Ingenieurwissenschaften jedoch nicht in ausreichendem Maße. Im diesjährigen Beitrag wird daher der Versuch unternommen, den Geltungsbereich technischer kognitiver Systeme zu definieren. Dabei gehen zunächst wir auf den historischen Vorgänger der kognitiven Systeme – die Kybernetik – eingegangen. Nach einer Beleuchtung der Gründe für den Niedergang der Kybernetik und deren nachfolgenden Ausdifferenzierungen erfolgt eine Reflexion über die natur- und geisteswissenschaftlichen Säulen der Kybernetik. Diese stellt den Ausgangspunkt einer kritischen Analyse dar und führt uns auf mögliche Brückenkonzepte zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften. Unter Verwendung dieser Brückenkonzepte und der konsequenten Einnahme einer biologischen (evolutionären) Perspektive, hat sich in der Psychologie das Modell eines finalen Systems entwickelt. Die Tragfähigkeit des Modells beruht einerseits auf dessen systemtheoretischen Fundament und zum anderen auf der Eigenschaft, dass die in finalen Systemen ablaufenden Prozesse semantisch beschreibbar sind. In diesem Sinne können kognitive Prozesse als Informationsverarbeitung betrachtet werden. Da außer Organismen auch Automaten in diese Kategorie fallen, können kognitive Modelle entwickelt und simuliert werden, so dass ein Vergleich von organischen- und künstlichen Systemen gerechtfertigt ist. Weitere Anforderungen wie Bewusstsein oder die Fähigkeit zur Reflexion sind auf dieser Entwicklungsstufe nicht notwendig. Der Geltungsbereich kognitiver Systeme kann daher auf die finalen Systeme beschränkt werden.


Year: 2013
In session: Kognitive Systeme
Pages: 93 to 102